Vom 13.11-18.11 war ich auf dem Zwischenseminar in
Coimbatore. Damals, als ich in Indien mein erstes Seminar hatte, schien mir das
Zwischenseminar unglaublich weit weg, die 99 Tage bis dahin vergingen aber wie
im Flug. Jetzt, am 21.11.2017, an dem ich diesen Beitrag verfasse, sind es noch
129 Tage, bis es für mich wieder zurück nach Deutschland geht. Zum einen
erscheint mir das sehr lang, zum anderen bin ich mir aber sicher, dass diese
Zeit schneller rumgehen wird, als die ersten Monate.
Zu dem Zwischenseminar sind wir von Pondicherry aus mit dem
Schlafbus gefahren, eine weitere neue Erfahrung in meinem Leben. Obwohl ich
zunächst nicht davon ausgegangen war, dass ich Schlaf finden wurde, schlief ich
irgendwann gegen 23 Uhr ein und wachte um kurz vor 5 wieder auf, eine halbe
Stunde vor unserer Ankunft. Schließlich am Busbahnhof von Coimbatore angekommen
wurden wir eine Stunde später vom Fahrer der Organisation abgeholt, der uns zum
KKID Gelände fuhr, wo wir die nächste Woche verbringen würden. Erschöpft schauten
wir uns unsere Zimmereinteilung an und waren etwas verwirrt, da wir, im
Gegensatz zu unserem Einführungsseminar, nicht mit dem Tandempartner in einem
Zimmer waren, sondern jeder ein Zimmer für sich selbst hatte. Erschöpft von der
Reise und der Uhrzeit beschlossen wir, uns da später am Tag drüber zu wundern
und legten uns noch ein paar Stunden schlafen, bevor unser Programm schließlich
startete.
Als Marlene mich schließlich weckte, schreckte ich aus
meinem Schlaf hoch, zog mich grummelig an und ging in unseren Tagungsaal. Dort
sah ich zum ersten Mal seit dreieinhalb Monaten meine Mitfreiwilligen wieder.
Wir wurden alle von unserer indischen Koordinatorin Malathi und unsern
deutschen Koordinatorinnen Andrea und Kirsten begrüßt, die genauso froh
schienen, uns zu sehen wie wir sie. Den ersten Tag verbrachten wir damit,
unsere NGOs und Projekte vorzustellen und uns untereinander auszutauschen. Auf
meine Frage, warum wir alle in Einzelzimmern untergebracht wären, wurde mir
geantwortet, dass es für uns vielleicht mal ganz schön wäre, ein paar Nächte
alleine zu schlafen. Auch wenn ich inzwischen ja keinen Tandempartner mehr
habe, kann ich diese Idee gut nachvollziehen und auch die anderen wirkten sehr
glücklich mit der Möglichkeit, die Woche ein eigenes Zimmer zu haben.
Die nächsten Tage verbrachten wir mit Teambuilding Spielen,
Ideen-Austausch-Möglichkeiten, Spielen, Gruppendiskussionen und generell ganz
viel Austausch untereinander, egal ob projektspezifisch oder privat. Auch hatte
jeder von uns ein Einzelgespräch mit Kirsten und Andrea, in dem wir über
private Probleme, das Projekt, unsere Gesundheit, andere Themen bezüglich
unseres Freiwilligendienstes oder auch einfach generell sprechen konnten.
Auch machten wir zwei Ausflüge, den einen in ein Dorf namens
Anaikatti, das direkt an der Grenze zum Bundesstaat Kerala liegt und wir
deswegen auch einen kurzen Abstecher nach Kerala machten. In dem Dorf bekamen
wir Chai und verschiedenste indische Snacks und Süßigkeiten, von denen ich
leider aber nicht probieren konnte, da ich die gesamte Woche mit
Magen-Darm-Problemen zu kämpfen hatte.
Der zweite Ausflug ging in den Stadtkern von Coimbatore, wo
wir zunächst ein bisschen Zeit hatten, uns umzuschauen, denen, die sie
brauchten, eine Apotheke gezeigt wurde und Marlene und ich den bösen Fehler
machten, in ein Schmuckgeschäft zu gehen, was wir beide nicht mit leeren Händen
und Füßen verließen, da wir uns beide typisch indische Fußkettchen, Ohrringe
und ich mir einen Nasenring kauften. Der krönende Abschluss des Abends war das
Abendessen bei Pizza Hut, einige der Freiwilligen freuten sich, nach Monaten
wieder westliches Essen zu bekommen, ich freute mich auch, aber nicht so sehr
wie die anderen, da ich in Hyderabad an Pizza und dergleichen keinen Mangel
habe.
Am Freitagabend, als unser Programm offiziell beendet war,
fragte Kirsten uns, ob wir Lust hätten, uns mit einer ehemaligen
weltwärts-Freiwilligen und ihrer indischen Familie zu treffen, die seit einigen
Jahren in Coimbatore wohnt und gerade dabei ist, ein Meditationscenter in den
Bergen um Coimbatore zu errichten. Marlene und ich sagten sofort zu, da wir
beide darauf erpicht sind, so viel wie möglich erleben und mit nach Hause zu
nehmen.
Wir quetschten uns also am Abend mit 5 Erwachsenen und 2
Kindern in ein kleines Auto und fuhren in die Berge. Wir staunten nicht
schlecht, als wir aus dem Auto stiegen und die Landschaft um uns herum
betrachteten. Wir sahen Berge, die Pfade, speziell für Elefanten angelegt,
aufwiesen, Pflanzen, die ich noch nie zuvor gesehen hatte und generell eine
Aussicht, die wir uns nie erträumt hätten. Die Familie zeigte uns das Gelände
und auf Kirstens Frage, ob es hier Schlangen gäbe, bekamen wir die entspannte
Antwort „Ja gibt es, aber ich habe bisher noch keine gesehen.“ Diese Antwort
ließ mich zunächst etwas schlucken, aber nach dem Hinweis, dass die Schlangen
sowieso vor uns wegschlängeln würden, entspannte ich mich und genoss einfach
die grüne Umgebung. Wir bekamen einen Kaffee und Snacks gereicht, inzwischen
konnte ich auch wieder etwas davon essen und einige Zeit später machten wir uns
wieder zurück auf den Weg ins KKID, wo es Zeit wurde, sich zu verabschieden.
Marlene und Hannah fuhren an dem Abend wieder nach
Pondicherry, ich würde aber erst am nächsten Morgen nach Hyderabad fliegen,
weswegen wir den Abend in einer kleinen Runde aus 5 Freiwilligen und Kirsten
verbrachten, einen Film über einen Amerikaner in Indien schauten und gemeinsam
die Woche ausklingen ließen.
Mein Heimflug am nächsten Morgen verlief gut, ich hatte nur
vergessen, meine Nagelschere aus meinem Mäppchen zu holen und musste sie
deswegen am Flughafen zurücklassen. Als ich schließlich nach meiner 2-wöchigen
Abwesenheit meine Wohnung betrat, war ich froh, wieder „zuhause“ zu sein.
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