Freitag, 6. Oktober 2017

Und wir tanzten im Regen…

…während des Bathukamma Festivals. Der Grund, warum ich mir meine Halb-Saree gekauft hatte war, dass wir auf das Bathukamma Festival gehen wollten. Worum es bei Bathukamma geht, habe ich in diesem Blogartikel erklärt.

Am Morgen des Festivals wachten wir auf und das Wetter stand eindeutig nicht auf unserer Seite. Noch regnete es nicht, aber es würde wahrscheinlich nicht mehr lange dauern, bis es soweit wäre. Ich fragte also meine Mentorin, ob wir trotzdem zu den Feierlichkeiten gehen sollten und sie schrieb mir nur „We will go“ und damit war das geklärt.

Als sie in unserem Apartment ankam, half sie mir, die Halb-Saree anzuziehen, gab mir passenden Schmuck und Melanie eine Leggins und einen Schal, die zu ihrer fancy Kurta passten. Dann bestellten wir uns ein Taxi, inzwischen hatte es angefangen zu regnen wie aus Eimern. An unserem Ziel angekommen – wir wussten beide nicht so genau, wo unsere Mentorin hinwollte – sahen wir, dass es ein riesiges Stadion war. Als wir fragten, wofür das Stadion war, erklärte sie uns, dass dort Cricket-Spiele stattfinden würden. Wir waren überrascht, da wir nicht gedacht hätten, dass man dafür eine Fläche brauchen würde, die mindestens so groß wäre wie die eines Fußballstadions.
Das gesamte Stadion war voller tanzender Frauen in bunten Sarees, die meisten trugen gelb-gemusterte. Unsere Mentorin erklärte uns, dass diese Sarees Spenden der Regierung an ärmere Frauen waren, damit diese das Festival dennoch genießen können. Als wir auf den Rasen traten, war dieser patschnnass und matschig und innerhalb kürzester Zeit waren meine Schuhe, meine Füße und der Saum meines Rocks so dreckig, dass ich mich fragte, ob ich sie jemals wieder sauber kriegen würde. Einige Frauen kamen auf mich zu und forderten mich auf, mit ihnen zu tanzen. Ein bisschen verwirrt war ich am Anfang schon, da ich die Tänze nicht kannte, die Frauen halfen mir aber und freuten sich einfach, dass ich mit ihnen feierte. Auf einmal rutschte eine der Frauen im Matsch aus und fiel hin und zunächst war der Schreck groß, als sie dann aber meinte, dass ihr nichts passiert sei, brachen alle in Gelächter aus.

Während wir weiter über den Platz gingen, kamen Kamerateams zu uns, die uns ins Fernsehen bringen wollte und Radioteams, die uns interviewen wollten. Wir wimmelten sie ab und ich wurde noch einige Mal aufgefordert, mit verschiedenen Frauengruppen zu tanzen, was ich dann auch tat und von Mal zu Mal besser wurde.

Unsere Mentorin machte ein Photo von uns, als wir vor einem riesigen Blumengesteck standen. Was allerdings nur wir sahen, sie aber nicht, war, dass nicht nur sie das Motiv schön fand. Hinter ihr stand auf einmal ein Knäul an Photographen, die eifrig vor sich hin knipsten. Dementsprechend waren wir nicht überrascht, als am nächsten Tag ein Photo von uns in der Zeitung war. Die Bildunterschrift war allerdings eher schlicht und sagte „Ausländer tragen indische Kleidung“.

Schließlich setzte wieder der Regen ein und wir machten uns so schnell wie möglich auf zu den überdachten Sitzplätzen. Wir buchten ein Taxi zurück nach Hause und betrachteten im (noch) sauberen Taxi angekommen erstmal unsere Füße und Schuhe, die unter der Matsch- und Grasschicht kaum noch zu erkennen waren. Alles in allem war es aber ein sehr schöner, freudiger und bunter Tag, der mit einem gemütlichen Abendessen in unserer Wohnung ein gutes Ende fand.




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