Mittwoch, 18. Oktober 2017

Die Stärke in der Schwäche

Dies ist der wohl der Blogeintrag, über den ich am längsten nachdenken musste. Nicht darüber was ich schreibe, sondern darüber, wie ich es schreibe. Ich hasse nichts so sehr wie Geheimnisse und deshalb spreche ich es einfach aus: Das Abenteuer Indien ist für mich an dieser Stelle frühzeitig vorbei. Es fällt mir nicht leicht Tine alleine zurück zu lassen, aber für mich persönlich gibt es leider keine andere Lösung. Ich kann die Fragezeichen in den Augen der Leser nahezu vor mir sehen. „Ist etwas Schlimmes passiert? Ist jemand gestorben? Was bewegt sie dazu aufzuhören?“ Nein, zum Glück nicht. Aber es braucht nicht immer eine mittelschwere persönliche Katastrophe, um in ein Loch zu fallen. Mein persönliches Umfeld versteht warum ich meine Heimreise antreten muss, und wenn alle anderen in Verschwörungstheorien versumpfen, kann ich das leider auch nicht ändern. Es ist mir nur wichtig festzuhalten: Es liegt nicht an dem Land und den Leuten hier. Mein Scheitern soll nicht als Beweis gesehen werden, wie „unaushaltbar“ das Leben im Globalen Süden ist. Es ist anders, keine Frage. Aber nur weil für mich das Leben hier nicht mehr möglich ist, heißt es nicht dass ich damit irgendwelche Klischees befeuern möchte. Auch wenn ich vergleichsweis nicht lange hier war, habe ich doch sehr viel lernen können. Vor allem über Feminismus und alleine für diese Möglichkeit bin ich sehr dankbar und dieses Thema wird mich auch in Deutschland nicht mehr so schnell loslassen. Für mich persönlich ist allerdings die wichtigste Lehre: Es ist ok sich sein Scheitern einzugestehen. Seine Stärke gerade in der Schwäche zu finden. So paradox es klingen mag, ich habe es nie für möglich gehalten, dass ich es mal schaffen werde, mir einzugestehen, dass ich etwas nicht geschafft habe. Aber genau das mache ich jetzt und es ist unendlich befreiend. 

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