Montag, 16. Oktober 2017

Das Wandern ist des Inders Lust


Dachte ich zumindest. Am Sonntag, dem 08.10. gingen wir, also ich und 4 der anderen Freiwilligen, die hier in Hyderabad sind, auf eine Wanderung, zu der auf Facebook geworben wurde. Da der Treffpunkt für 7:30 Uhr morgens angedacht war, stellt ich meinen Wecker auf 4:45 Uhr, um auch ja pünktlich zu sein. Etwas morgenmuffelig machte ich mich also fertig und setzte mich um 6:00 Uhr ins Taxi. Wie lange man hier für eine Strecke braucht, ist nämlich von Tageszeit, Wetter, Taxifahrer und allen möglichen anderen Punkten sehr abhängig. Am Tag vorher hatte ich also auf Google-Maps geguckt, wie lange es ungefähr dauern würde, bis ich an dem Treffpunkt ankommen würde und dort hieß es, dass ich 57 Minuten einplanen müsste. Also plante ich diese 57 Minuten und eine halbe Stunde Puffer ein, da man hier wirklich nie sicher sein kann. Was ich natürlich nicht bedacht hatte, war dass ich am Abend zuvor zur Hauptverkehrszeit geschaut hatte und Google-Maps praktischerweise das Verkehrsaufkommen mit berechnet.

Um 6:30 Uhr kam ich also an meinem Ziel an, eine Stunde zu früh. Ich lachte ein bisschen über meine eigene Dummheit und dachte mir, dass ich die verbleibende Zeit jetzt auch nutzen könnte, um mich ein bisschen umzuschauen. Ganz in der Nähe von unserem Treffpunkt war eine kleine Wohnsiedlung, die ich erkundete. Die Bewohner dieser Siedlung schauten mir amüsiert dabei zu, wie ich versuchte, Pfützen und Kuhfladen auszuweichen. In meiner Jeans, meinem T-Shirt und meinen Turnschuhen, die ich aufgrund der anstehenden Wanderung angezogen hatte, fiel ich an diesem Tag noch viel mehr auf als sonst, weswegen ich bald ungewollt zur Attraktion in der Siedlung wurde. 15 Minuten später war ich schließlich aber auch schon mit dem Erkunden der Siedlung fertig, es ist wirklich eine sehr kleine Siedlung…

Als ich aus einer der Gassen wieder zurück zu dem Treffpunkt laufen wollte, begegnete ich zwei streunenden Hunden, die mich sehr freundlich anwedelten und, genau wie die anderen Bewohner der Siedlung, nicht mehr aus den Augen ließen. Hundeverliebt, wie ich nun mal bin, fing ich an, ein bisschen mit den Hunden herumzualbern und als ich das Gefühl hatte, dass sie mich nicht beißen wollten, streichelte ich die beiden. Die Hunde gaben beide ihr Bestes, um jeweils als einziger meine Aufmerksamkeit zu bekommen. Es ging von Pfötchen geben über im Kreis drehen bis zum hochspringen an meiner Hose. Irgendwann setzte ich mich auf ein paar herumliegende Rohre und wurde prompt von einem der Hunde verfolgt, der andere zog beleidigt ab, weil er meinte, nicht genug Aufmerksamkeit meinerseits bekommen zu haben. Der verbleibende Hund wurde immer kuscheliger und lag irgendwann auf meinem Schoß, wo er sich zufrieden den Bauch kraulen ließ. Dass seine Pfoten matschig waren, war ihm egal und ich akzeptierte dann auch mein Schicksal, den restlichen Tag mit dreckigen Jeans und einem T-Shirt mit Pfotenabdrücken rumzulaufen. Als es Zeit wurde, zu dem Treffpunkt zurück zu kehren, musste ich mich schweren Herzens von meinem neuen Freund verabschieden, er ließ mich aber nicht alleine gehen und begleitete mich noch bis zu dem Treffpunkt, an dem inzwischen auch die anderen Freiwilligen eingetroffen waren.

Nach und nach trudelten auch die anderen Wanderinteressierten ein und indisch-pünktlich um 8:00 Uhr traf auch unser Guide ein. Als wir alle ein Klemmbrett und Papier in die Hand gedrückt bekamen, waren wir ziemlich verwirrt und als klar wurde, dass dies eine Wanderung mit integriertem Zeichenkurs war, waren alle ziemlich überrascht. Wir bekamen die Aufgabe, einen der Mitwanderer zu zeichnen und als wir alle unsere Zeichnungen zeigten und geraten wurde, wen wir gezeichnet hatten, konnte niemand erkennen, wen ich gezeichnet hatte…so viel zum Zeichenkurs.

Schließlich machten wir uns auf in das Gelände, in dem wir wandern wollten. Diese Gelände sind viele riesige Steinbrocken, die an einigen Stellen Hyderabads zu finden sind und öffentlich zugänglich sind. Wir kletterten also munter durch die Gegend und als wir an einem großen Felsplateu Halt machten, staunten wir nicht schlecht über den Ausblick, der sich uns bot. Ein großer See lag vor uns, daneben eine Siedlung und im Hintergrund riesige Wolkenkratzer. Ein Aufeinanderprallen von Welten. Nun sollten wir einen Comic über eine von uns ausgedachte Geschichte zeichnen, was wir schnell taten um dann die Aussicht weiter bestaunen zu können. Danach zogen wir weiter zu einem kleinen Tempel, der in die Steine eingemeißelt war und beendeten dort unsere Tour. Danach gingen wir zu fünft noch etwas trinken und ich machte mich mit dem Taxi wieder auf den Weg nach Hause, diesmal brauchte ich anderthalb Stunden, um dort anzukommen…





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