Am 10.10.17 besuchte ich gemeinsam mit meiner Mentorin ein
Frauenhaus für ehemalige Sexarbeiterinnen. Nach längerer Suche fanden wir das
Heim schließlich in einer kleinen Nebengasse. Dort angekommen wurden wir von
der Chefin des Heims sehr freundlich empfangen und sie erzählte mir einiges
über das Heim. Zurzeit wohnen 21 Frauen zwischen 20 und 45 Jahren in dem Heim
und auch das Kind einer Bewohnerin. Der Name des Heims lautet Ujjawala Protection
and Rehabilitation Home und Ujjawala bedeutet Lichtblick, was dieses Haus für
Frauen ist. Die Bewohnerinnen besuchen Programme, in denen ihnen Life-Skills
wie Nähen, Taschen machen, Körbe flechten, Armbänder herstellen beigebracht werden oder sie die Arbeit
als Kosmetikerin lernen. Auch haben sie jeden Morgen eine Yoga-Stunde und
können abends gemeinsam Fernsehen oder sich unterhalten.
Die Gründe, die dazu führen, dass Frauen in die Hand von
Menschenhändlern und dadurch in die Sex-Arbeit geraten sind der Wunsch nach
einfachem Geld, oft hervorgerufen durch Armut, Ehemänner, die ihre Frauen
vernachlässigen, Analphabetismus oder keine Aussichten auf einen Beruf. Dadurch
landen sie auf der Straße, werden von Menschenhändlern aufgegriffen oder mit
falschen Versprechen gelockt und dann eingesperrt und schließlich verkauft.
Die Folgen, die die Frauen davontragen, sind vielfältig. Zum
einen fallen sie in ein soziales Loch, da niemand mehr mit ihnen etwas zu tun
haben will, Alkoholismus, da sie mit dem Alkohol die Schmerzen betäuben,
Unmengen von gesundheitlichen Problemen, wie Geschlechtskrankheiten,
Leberprobleme, Depressionen und vielerlei mehr.
Die Beraterinnen in dem Frauenhaus bieten den Frauen
gesundheitliche Hilfe, bringen sie in Krankenhäuser und übernehmen die
Behandlungskosten. Einmal pro Woche kommt ein Arzt in das Heim und untersucht
die Frauen. Auch versuchen sie, die Frauen mit ihren Familien wieder
zusammenzuführen und sie gesellschaftlich wieder einzugliedern. Dafür sind die
Life-Skill Programme, die den Frauen die Möglichkeit bieten, nach dem Verlassen
des Schutzheims wieder einen Beruf zu finden.
Der wichtigste Punkt ist, dass sie den Frauen helfen, aus
der Sexarbeit zu kommen und ihnen die Möglichkeit auf ein normales Leben zu
geben. Die Sexarbeit ist in Indien nicht legal und die Frauen werden auf der
Straße von Polizisten aufgegriffen und zunächst in eine Frauen-Polizeistation
gebracht von wo aus sie in die Schutzheime gebracht werden. Das Heim ist kein
Gefängnis, die Frauen haben aber dennoch keinen freien Ausgang, um nicht wieder
in die Sex-Arbeit zu kommen und auch, um sie vor ihren Freiern und Ehemännern
zu schützen. Die Zeit, die die Frauen in dem Heim verbringen, ist von Fall zu
Fall unterschiedlich, meistens ist es aber ein Zeitraum von 6 Monaten.