Donnerstag, 22. März 2018

Bhumika wird 25

Zum 25-jährigen Jubiläum des Magazins „Bhumika“, das von meiner Chefin herausgebracht wird, feierte meine Organisation ein großes Fest.

Dafür übten einige Frauen meiner Organisation einen Tanz ein. Als ich gefragt wurde, ob ich mitmachen würde, sagte ich zu, mir war aber nicht klar, was auf mich zukommen würde. Wieder und wieder fragte ich mich, wann wir endlich dafür üben würden. Die Feier war donnerstags. Als wir dann am Mittwoch anfingen zu üben, war ich skeptisch, ob der Tanz überhaupt aufgeführt werden würde. Das Einüben des Tanzes war für mich schwierig, da die „Tanzstunde“ auf Telugu abgehalten wurde und ich nur durch die wenigen englischen Wörter, die oft in Telugu-Gesprächen auftauchen und Nachahmen der anderen einigermaßen verstand, was wir machen sollten. Dass das Lied, zu dem wir tanzten, ebenfalls auf Telugu waren, machte es nicht einfacher. Trotzdem machte es viel Spaß und ich war überrascht, wie schnell wir alle es schafften, die Tanzschritte einzuüben. Das mit dem Takt klappte zwar nicht so ganz, allerdings macht es Spaß.

Nachdem wir den Tanz einigermaßen draufhatten, einigten wir uns auf die Kleidung für den nächsten Tag, die aus einer schwarzen Leggins, einer roten Kurta und einem schwarzen Schal.

Am nächsten Tag, dem Tag der Feier, übten wir erneut den Tanz. Mittags gingen wir dann zu mir in die Wohnung, wo wir uns umzogen, schminkten und die Haare machten, bevor es dann in die Function Hall ging, in der die Jubiläumsfeier stattfinden sollte.

Während der Feier wurden viele Reden auf Telugu gehalten, wovon ich leider nicht viel verstand. Irgendwann machten Serge, ein Student aus Luxembourg, den ich hier kennengelernt hatte, und ich uns einen Spaß daraus, die Farben der Sarees zu googlen, die die Frauen auf der Bühne trugen. Aus diesen Google-Nachforschung fanden wir heraus, welche Flaggen die gleichen Farben hatten. Wir hatten eine niedersächsische Saree, eine aus Österreich und eine aus Algerien.

Schließlich wurde es Zeit für unseren Tanz. Auf der Bühne konnte ich glücklicherweise am Rand stehen, sodass ich nicht von allen gesehen werden konnte. Als wir uns am Ende verbeugten, waren wir alle froh, es geschafft zu haben.

Nach unserem Tanz wurde ein Theaterstück auf Telugu uns Sanskrit aufgeführt, leider verstand ich den Inhalt also nicht. Ich denke aber, dass es um die Entwicklung der Frau in Indien ging.
Nach der Function fuhren wir müde aber glücklich in meine Wohnung, in der die Mitarbeiterinnen Bhumikas, die von den umliegenden Dörfern gekommen waren, die Nacht verbringen würden.
Tine in vollem Einsatz

Während des Tanzes

Zusammen mit Serge

Unsere Tanzgruppe

Die Theatergruppe bestehend aus Jugendlichen aus dem umliegenden Dörfern
Die Bühne zur Feier


Samstag, 17. März 2018

Tine und das Schicksal


Langsam geht es auf das Ende meines Freiwilligendienstes zu. In den letzten Tagen, in denen ich oft durch die Stadt gefahren bin, habe ich viel reflektiert. Dabei ist mir aufgefallen, dass das Schicksal es wirklich gut mit mir gemeint hat in den letzten 8 Monaten.

Dafür möchte ich gerne ein paar Beispiele nennen:

Ich bin nicht ein einziges Mal ernsthaft krank geworden. Natürlich war mal eine Erkältung aber eine Magenverstimmung dabei, aber im Gegensatz zu vielen anderen Freiwilligen musste ich mit nichts schwerwiegendem kämpfen.

Ich – als Dorfkind – bin in eine riesige indische Stadt gekommen, in der sich für mich tausende von Möglichkeiten geboten haben.

Ich habe die anderen Freiwilligen kennengelernt. Meiner Meinung nach war das das beste, was mir passieren konnte. 
Einen Freiwilligen, Leo, hatte ich bei dem Auswahlseminar meiner deutschen Entsendeorganisation kennengelernt. Dort hatten wir uns miteinander angefreundet, sind in Kontakt geblieben und als er mir berichtete, dass er im Gegensatz zu mir nicht angenommen wurde, waren wir beide sehr traurig, da wir uns wahrscheinlich nie wiedersehen würden. 
Als er mir erzählte, dass er bei einer anderen Organisation genommen wurde, freute ich mich sehr für ihn und als wir beide erfuhren, dass wir nach Hyderabad entsendet werden, konnten wir es kaum fassen. 
Ich dachte zunächst, dass wir uns wahrscheinlich nur selten sehen würden, da Hyderabad eine riesige Stadt ist und wir an verschiedenen Einsatzorten sind. Dass ich ihn zusammen mit seinen Mitfreiwilligen dann bei der polizeilichen Registrierung getroffen habe, kommt mir bis heute unglaublich vor. 
Nachdem meine Teampartnerin ihren Freiwilligendienst abgebrochen hatte, wurde ich ganz herzlich von den anderen Freiwilligen aufgenommen und so wurden wir zu einer Gruppe von 13 verrückten Freiwilligen, die viel Zeit miteinander verbrachten. 
Das Schicksal war auch dabei wieder freundlich, da wir uns alle untereinander super verstanden, keiner hat mir keinem ein Problem gehabt und ich kann nur sagen, dass ich diese tolle Supergruppe mehr als alles andere vermissen werde, wenn ich wieder in Deutschland bin.
Ich möchte mich bei Leo, Toni, Skrollan, Merlin, Moritz, Jurek, Stella, Lion, Nils, Paul, Antonia und Fabian bedanken, dass sie alle gemeinsam dafür gesorgt haben, dass ich so eine tolle Zeit in Hyderabad hatte. Auch Alex und Helen gehören für mich schon nach Hyderabad, euch beiden auch ein dickes Dankeschön!



Freitag, 9. März 2018

Liebeserklärung auf offener Straße


Es ist kurz nach 19:00 Uhr, ich laufe durch meinen Block, weil ich gerade noch ein paar Kleinigkeiten einkaufen war. Ich erblicke einen Verkaufskarren, an dem Honigmelonen verkauft werden. Während ich mit dem Verkäufer über den Preis feilsche, fahren – wie immer -  viele Motorräder an mir vorbei. Auf einmal fährt ein junger Mann an mir vorbei und brüllt während des Fahrens „I love you!“ in meine Richtung.

Das ist mir nicht zum ersten Mal passiert. Hier in Indien falle ich durch meine helle Hautfarbe und meine hellbraunen Haare sehr auf. Für Inder*innen ist die helle Haut das Schönheitsideal schlechthin. In jedem Laden findet man Cremes, die dabei helfen sollen, die Haut heller zu machen, wenn auf Werbeplakaten indische Personen abgebildet sind, haben sie immer eine helle Haut. Oft sind aber nicht Inder*innen abgebildet sondern Menschen mit heller Hautfarbe, westliche Personen, wenn man so will.

Dieser Hype auf helle Haut kommt unter anderem daher, dass vor Jahrhunderten die obere Kaste von hellhäutigen Menschen dominiert wurde.

Bis heute wird helle Haut mit Reichtum, Intelligenz, Schönheit und einer gewissen Unantastbarkeit in Verbindung gebracht.

In den letzten 7 Monaten hatte ich oft das Gefühl, dass Menschen mich zwar interessant fanden, sich aber nicht trauten, mich anzusprechen oder während des Gesprächs stets das Gefühl hatten, dass ich „besser“ als sie wäre.

Dieses „Auffallen“ bringt dabei für mich auch einige unangenehme Situationen mit sich. Daran, dass ich auf der Straße angestarrt werde, habe ich mich nach einiger Zeit gewöhnt und es einigermaßen auszublenden gelernt.

Was mich allerdingst stört, ist es, wenn ich ohne jegliches vorheriges Gespräch mitten auf der Straße von mir wildfremden Menschen mit den Worten „Where are you from?“ „What is your country?“ oder „Are you american?“ angesprochen werde. Da es mich nach einiger Zeit dermaßen genervt hat, dass ich oft, nachdem ich gesagt habe, dass ich aus Deutschland komme, gefragt wurde, wie es unserem Hitler doch geht oder mir gesagt wurde, dass Hitler ein toller Typ war, habe ich meine eigene Taktik angewendet. Entweder habe ich die Leute, die mich fragten, ignoriert oder habe ihnen ein anderes Land genannt. Darunter waren Frankreich, Schweden, Italien, Amerika, Russland und viel mehr. Als mein Freund während seines Besuches mal mit „Uganda“ antwortete und es ihm geglaubt wurde, musste ich ziemlich schmunzeln. Mein Freund ist sehr hell, hat blaue Augen und blonde Haare…

Ein weiterer störender Punkt ist, dass es einige Male vorgekommen ist, dass ich auf der Straße gefragt wurde, ob ich ein Selfie mit einer mir fremden Person machen würde. Dabei habe ich immer abgelehnt, was teilweise darin endete, dass ich ausgelacht, beleidigt oder weiterhin befragt und nahezu belästigt wurde. Auch wurde mehrfach versucht, heimlich Photos von mir zu machen, so dass ich mich jedes Mal wegdrehe, wenn ich jemanden sehe, der ein Smartphone so in den Händen hält, dass er mich photographieren könnte. Als während unseres Urlaubs ein Lehrer mit seiner Schulgruppe zu mir, meiner Mutter und meinem Freund kam und fragte, ob wir mit ihnen ein Klassenphoto machten, wir das aber ablehnten, mussten wir erst dagegen argumentieren und wurden dann abwertend angeguckt und es wurde offensichtlich über uns geredet. Wir sind uns dabei vorgekommen, als ob wir die Attraktion wären statt der riesigen Shiva Statue im Hintergrund…

Mein Problem mit diesem „Befragen“ ist, dass ich dabei lediglich auf mein Äußeres beschränkt werde. Ich trage indische Kleidung und die Leute hören mich nicht reden. Trotzdem wird immer davon ausgegangen, dass ich aus einem anderen Land komme, obwohl ich ebenso seit Jahren in Indien leben könnte und die Sprache beherrschen könnte.

Einen schönen Blogartikel darüber, was man oft aufgrund seiner „äußeren Herkunft“ zu hören bekommt hat Oscar geschrieben : http://bbp17-hassan.blogspot.in/2018/02/hitler-war-schon-ein-cooler-typ.html

Eine Werbung der Firma "Fair and Lovely" wirbt mit dem Slogan "Ja zur Winterblässe!"

Man wird auch mal "heimlich" photographiert (Bild von Maria http://bbp17-coimbatore.blogspot.in/)


Freitag, 2. März 2018

Woher kommt das Holi Festival?


Holi ist eines der ältesten Feste Indiens. Dabei handelt es sich um das Frühlingsfestival, das am ersten Vollmond des Monats Falgun stattfindet. Falgun ist der zehnte Monat im Vikram Sambat, einem alten hinduistischen Kalender, an dem sich viele hinduistische Feiertage orientieren. Der Monat Falgun entspricht den Monaten Februar/März.

Das Fest der Farben, wie es auch genannt wird, dauert zwischen zwei und zehn Tagen, abhängig davon, in welcher Region Indiens es gefeiert wird. Da ich mich in Telangana/ Andrah Pradesh aufhalte, werde ich die Traditionen beschreiben, die hier ausgeführt werden.
An Holi sind alle gleichgestellt, das heißt, dass jegliche Schranken, die Kaste, Geschlecht, Alter, Status oder ähnliches bestehen, aufgehoben werden. Jeder feiert mit jedem, jeder darf den anderen mit Farbpulver oder buntem Wasser beschmeißen, übergießen, bestreuen oder was auch immer einem einfällt. Das bekannte farbige Puder wird als Gulal bezeichnet und kann vor und während Holi überall gekauft werden. Dabei gibt es sowohl chemische Farben als auch natürliche. Ursprünglich wurden die Farben aus Blüten, Kräutern und Wurzeln gewonnen und bis heute werden während der Feierlichkeiten neben Wasser und Farbpulvern auch Blumen verwendet.

Einige Gläubige weihen die Farben vor der Verwendung, um die religiöse Bedeutung trotz der feierlichen Stimmung aufrecht zu erhalten. Auch überbringen die Menschen Segenswünsche an andere.
Das Holi-Fest beginnt damit, dass nachts Feuer entfacht werden, in denen eine Figur aus Stroh verbrannt werden. Die Figur steht dabei für die Dämonin Holika, die die Namensgeberin für dieses Fest ist. In diesen Feuern werden traditionell auch alte Gegenständer sowie Zettel mit Angewohnheiten, Gedanken oder Gefühlen, die man in seiner Vergangenheit lassen will, verbrannt.
Zur Legende der Holika gibt es verschiedene Erzählungen, eine von ihnen besagt, dass Holika von ihrem Bruder, einem König, den Auftrag kam, seinen Sohn in die Flammen zu tragen, da dieser ihm nicht genug Ehre zollte. Holika selbst war durch ihre Dämonenkräfte immun gegen die Flammen. Als sie schließlich mit dem Sohn in die Flammen trat, verbrannte sie aber trotzdem, der Junge überstand es aber unbeschadet. Der Grund dafür war der Gott Vishnu, den der Sohn mehr verehrte als seinen Vater und welcher ihn vor den wiederholten Versuchen seines Vaters, ihn zu töten, stets bewahrte.
Die Verbrennung der Holika und damit der Tod eines Dämons wird somit heute durch das Fest Holi gefeiert.
Die Verbrennung der Holika und das Fest der Farben stehen aus dem Grunde in Verbindung, dass mit dem Tode Holikas das Gute über das Böse siegt. Die Menschen sehen auch den „Sieg“ des Frühlings über des Winters in diesem Zusammenhang, da nach Holi die Natur wieder aufblüht.
Dass an Holi vorrangig pinke oder lila Farben verwendet werden, hat einen weiteren Grund, der mit dem Gott Krishna verbunden ist. Lila steht hierbei für das göttliche Spiel und wird als heilige Farbe verehrt. Auch sollen an Holi alle einander vergeben und alte Streitigkeiten begraben.
Ein Holi Feuer, bei dem sich viele Inder*innen versammelt haben


Holi in Indien


„Hey! Wir sind zu einer Pre-Holi Party eingeladen!“

Als ich diese Nachricht in der WhatsApp Gruppe bekommen habe, in der ich mit den anderen Freiwilligen aus Indien bin, breitete sich ein riesiges Lächeln auf meinem Gesicht aus. Holi in Indien, ein Traum.

Schon in Deutschland wollte ich immer auf die Holi-Partys, die oft im Sommer in größeren Städten stattfinden, leider hatte sich das aber nie ergeben. Und jetzt bekomme ich das indische Original-Holi!
Die Party, zu der wir eingeladen wurden, wurde von dem Manager einer hyderabadi Ölfirma organisiert. Dieser veranstaltet jedes Jahr vor Holi diese Feier und ist mit einer Lehrerin befreundet, die an der Schule arbeitet, an der zwei unserer Freiwilligen ihren Freiwilligendienst machen. Diese Lehrerin lädt jedes Jahr ihre Freiwilligen und deren Freunde zu dieser Party ein.
Da die Feier sonntags war, trafen wir uns bereits Samstagabend und feierten uns ein bisschen warm. Am Samstag selbst bekamen wir dann die Information, dass wir alle weiße Klamotten tragen sollten, da wir aber geplant hatten, direkt von der Wohnung der Freiwilligen, bei denen wir uns zuvor getroffen hatten, zu der Feier zu fahren, stellte sich das als ein wenig problematisch heraus. Zum Glück stellte uns die Mentorin der Jungs alte weiße Oberteile zur Verfügung, die wir bei der Feier tragen konnten.
Nach einer sehr unterhaltsamen Autofahrt kamen wir also am Ort des Geschehens an. Eine riesige Farm, auf der ein gigantisches buntes Zelt stand. Als wir in das Zelt hinein liefen, fühlte ich mich mit dem übergroßen, alten, weißen T-Shirt unter all den schick angezogenen Gästen zunächst ziemlich fehl am Platz und auch nicht besonders wohl. Das legte sich aber nach kurzer Zeit, da alle einfach Spaß haben und Holi feiern wollten. Was Holi eigentlich ist, erläutere ich im nächsten Blogartikel, der Morgen kommt!

Als ich mich ein wenig umschaute, wurde mir klar, dass unser Gastgeber keine Kosten und Mühen gescheut hatte, um diese Feier möglichst pompös zu gestalten. Es gab ein meterlanges Buffet, an dem man alle möglichen indischen Speisen bekam, einen Tisch, an dem Eis zubereitet und verteilt wurde, eine riesige Bar mit Getränken der besten Marken, ein DJ-Pult mit Tanzfläche, ein Bullriding-Rodeo, ein riesiges Schwimmbecken, ein Becken zum Weinstampfen und last, but definitiv nicht least, einige Tische, auf denen viele Metallschalen standen, die bis oben hin mit Holi Farben gefüllt waren. Die Farben waren so leuchtend, dass sie mir schon fast unecht vorkamen.

Nachdem alle Gäste angekommen waren und das Begrüßungsgeplänkel vorüber war, startete die große Farbschlacht. Jeder bewarf jeden mit den leuchtenden Pulvern, die flüssigen Farben fanden auch bald ihren Einsatz und nach kürzester Zeit verwandelte sich das Zelt in ein buntes Farbschlachtfeld und die Gäste in wandelnde Farbkästen. So ging es einige Stunden, die Farben wurden wieder und wieder nachgefüllt, viele der Gäste sprangen in das riesige Schwimmbecken, um sauber zu werden und wieder von vorne anzufangen (ich hielt mich von dem Becken fern, da ich vor hatte, mit einem Taxi nach Hause zu fahren…).

Als nach einigen Stunden die Farben doch aufgebraucht waren, standen wir noch beieinander, aßen, tranken und genossen unsere bunten Anblicke.
Nachdem wir alle wieder einigermaßen trocken waren, einige der anderen Freiwilligen waren nämlich – teilweise nicht ganz freiwillig – doch im Pool gelandet, machten wir uns wieder auf den Heimweg.

Dass der Holi Spaß eine Woche später weitergehen würde, erwarteten wir alle mit Freude!



Zusammen mit Leo (https://leoinindienblog.wordpress.com/)



Dienstag, 20. Februar 2018

Saree, Kurta oder doch Lunghi?


Was trage ich eigentlich in Indien? Das war eine Frage, die ich mir gestellt habe, bevor ich hergekommen bin.

Diese Frage haben wir viel mit unseren Vorgängerinnen besprochen und die haben uns gesagt, dass wir lange Oberteile mit Leggins oder weiten Hosen tragen würden.
Für mich zunächst eine komische Vorstellung, auf einmal komplett andere Kleidung zu tragen, obwohl meine Kleidung in Deutschland von Bandshirts bis Blumenröcken ein ziemlich weites Spektrum ausfüllt, auch wenn sich die Farbauswahl dabei eher auf schwarz beschränkt.
In der ersten Woche gingen wir mit unserer indischen „Obermentorin“ unsere erste indische Kleidung kaufen, den Blogartikel darüber findet ihr hier. Dort kaufte ich mir meine ersten Kurtas, die Oberteile, die ich die nächsten Monate tragen würde.

Die Kurtas habe ich meistens mit Leggins getragen, zunächst mit meinen Leggins, die ich aus Deutschland mitgebracht habe, als diese nach intensiver Nutzung schließlich kaputtgegangen sind, bin ich auf die indischen Leggins zurück gekommen, die so lang sind, dass sie an den Knöcheln viele Falten werfen. Der Sinn dahinter ist, dass sie an den Knöcheln nicht nach oben rutschen und die Knöchel somit bedeckt sind.

Nach einigen Monaten habe ich die Salwars für mich entdeckt. Salwars sind weite, luftige Hosen, die mit einer Kordel festgebunden werden. Diese Hosen kann man entweder fertig kaufen oder nähen lassen.

Ebenso kann man Salwar Kameez erwerben, das sind Sets die aus einer Hose (Salwar), einem Oberteil (Kurta) und einem Schal (Shawl) bestehen. Die Muster und Farben variieren stark, man bekommt alles, solange es nicht einfarbig ist.

Diese Sets kann man, wie jegliche andere Kleidung, fertig genäht bekommen, man kann aber auch selbst Stoffe kaufen und die zu einem Schneider bringen oder fertige Stoffsets kaufen, die man dann ebenfalls auf sich zurechtschneidern lässt.

Neben den Kurtas, die vorrangig von jüngeren Frauen getragen werden, gibt es noch Sarees. Die meisten Frauen tragen ab dem Zeitpunkt, an dem sie verheiratet sind, Sarees. Ob es die, der oder das Saree heißt, kann ich leider nicht sagen, da es kein deutsches Wort ist. Ich selbst sage DIE Saree und werde das auch in dem Artikel so schreiben.

Bei Sarees gibt es auch große Unterschiede.
Zum einen die Synthetic Saree, die „Alltagssaree“. Sie besteht, wie der Name schon sagt, aus einem weichen, fließenden, synthetischem Stoff und ist sehr angenehm zu tragen, da sie sehr luftig und leicht ist. Außer dem fünf bis sechs Meter langen Stoff benötigt man noch eine Saree-Bluse und einen Saree-Rock. Der Stoff für die Bluse ist bei jeder neu gekauften Saree dabei, man lässt den Stoff dann schneidern, da er sehr eng sitzen muss. Der Rock ist ein schlichter Baumwollrock, der mit einer Kordel befestigt wird. Der Stoff wird dann gewickelt, was für jemanden wie mich sehr schwierig ist, die indischen Frauen, die die Saree alltäglich tragen, schaffen das aber in fünf Minuten.

Neben den Synthetic Sarees gibt es auch Baumwollsarees, die für offizielle Anlässe oder von wichtigen, hochrangigen Frauen getragen werden.

Für feierliche Anlässe gibt es Fancy Sarees, die mit vielen Bestickungen, Strass-Steinen, Glitzerfäden und so weiter verziert sind. Diese Sarees sind meistens sehr schwer.

Neben Sarees gibt es auch Halb-Sarees, die bei feierlichen Anlässen von jungen Frauen getragen werden, dazu habe ich auch einen Blogartikel geschrieben, den findet ihr hier.
Es gibt auch Männer, die Sarees tragen, meistens handelt es sich dabei aber um Gläubige und sie tragen die Sarees ohne Bluse.

Die Kleidung der Männer ist nicht außergewöhnlich in Indien. Im Alltag tragen die Männer lange Hosen mit T-Shirts oder Hemden. Die Hemden haben hierbei auch oft Muster, auf den T-Shirts stehen oft englische Sprüche, die manchmal die Frage aufwerfen, ob die Männer die Sprüche nicht verstehen oder es ihnen egal ist. Ein Beispiel wäre ein Bild von Homer Simpson mit dem Spruch „Need more Beer“.

In der Freizeit tragen vorrangig ältere Männer manchmal Lunghis, das sind gewickelte Tücher, die als Hose getragen werden.

Viele Frauen in Indien tragen auch westliche Kleidung wie Jeans, T-Shirts, kurze Hosen und dergleichen, das kommt aber mehr in Städten vor, in denen die Traditionen langsam schwinden und alles westlicher wird.

Hier sind jetzt Photos von verschiedenen Kleidungsstücken.
Meine Fancy Saree


Meine Halb-Saree



Hochzeitskleidung für Männer

Eins meiner Sets - Leider ohne Schal


Muslimische Männer tragen auch oft Kurta

Eine meiner Saree-Blusen

Saree Bluse von hinten

Eine Inderin in einem Set mit Leggins
Meine Alltagssaree
Männer in Lunghis

Montag, 12. Februar 2018

Geburtstag auf der Burg


Nachdem wir am 06.01. nach einer einigermaßen angenehmen Nacht aus dem Zug stiegen und in der Wohnung ankamen, gratulierten wir meinem Freund zum Geburtstag. Einen ungewöhnlicheren Geburtstag als in einem indischen Schlafzug kann man sich schwer vorstellen. In der Wohnung kamen wir zunächst an, entspannten uns ein wenig und machten uns dann auf den Weg zu dem Kinderheim, in das ich zweimal wöchentlich gehe. Meine Mutter und mein Freund waren sehr interessiert daran, wie ein indisches Kinderheim aussieht und wie die Kinder sind. Also fuhren wir dort hin, ich zeigte meiner Familie die Räume, in denen ich meistens mit den Kindern sitze und wurden von den Mädchen bestürmt, die alle etwas schüchtern aber auch begeistert waren, mich und meine Familie zu sehen. Dann fuhren wir wieder in die Wohnung, aßen einen kleinen Snack zu Mittag und buchten uns ein Taxi zu der Golconda Fort.

Golconda ist eine alte Ruinenstadt, die westlich von Hyderabad liegt. Dort kann man die riesige Burg betreten und von dort über ganz Hyderabad blicken. Wir schauten uns um und waren beeindruckt. Der riesige Platz war weitestgehend sauber und man konnte jeden Bereich betreten. Trotz der brennenden Sonne verbrachten wir einige Zeit dort, machten Photos mit der Waibstadt Flagge, die ich aus Deutschland mitgenommen hatten und genossen den Nachmittag.

Abends gingen wir dann wieder in das Restaurant Yum Yum Tree, da das meinem Freund unglaublich gut geschmeckt hatte. Als wir wieder heimkamen, gab es noch einen Kuchen und eine kleine Feier und dann ging es satt und glücklich ins Bett.

Der nächste Tag war der Abreise gewidmet. Wir bereiteten alles vor, aßen noch ein letztes Mal gemeinsam zu Mittag und machten uns dann auf den Weg zum Flughafen. Als wir uns am Flughafen verabschieden wollten, war das zunächst nicht möglich, da ich mich im Besucherbereich des Flughafens befand und meine Familie im Abflugbereich. Da wir uns aber noch nicht verabschiedet hatten, versuchte meine Familie, heraus und ich herein zu kommen. Da das beides nicht möglich war, verabschiedeten wir uns an einer Absperrung voneinander.

Als ich zurück in meine Wohnung fuhr, ließ ich die letzten 12 Tage Revue passieren und war glücklich, eine solch schöne Zeit mit meiner Mutter und meinem Freund verbracht zu haben.